Der Saum – Teil 2

Wie finde ich den richtigen Saum für mein Kleidungsstück?

Welches Material passt zu welchem Saum?

Letzte Woche haben wir über die verschiedenen Saummöglichkeiten gesprochen, welche Saumarten es gibt und ob wir den Saum mit der Hand, der Nähmaschine, der Overlock oder der Cover nähen können. Nur welcher Saum passt jetzt zu meinem Projekt? Grundsätzlich können wir frei entscheiden, welchen Saum wir nähen und ob der Saum einen besonderen Effekt haben soll. Vielleicht verspielt, sportlich oder unauffällig. Gerade bei Pullovern nähen viele einfach Bündchen an und drücken sich vor einem passenden Saum. Gehörst Du auch dazu? Wir möchten Dir gerne die Angst vor dem Thema Saum nehmen, denn nicht überall können wir einfach ein Bündchen annähen. Der Saum sollte unser Outfit perfekt machen, so dass wir uns gerne darin bewegen und zeigen.

Unser „Saum-Thema“ führt uns daher heute zu der Frage: Was habe ich bei der Wahl des Saumes zu beachten? Gibt es einen Saum, der perfekt zu meinem Kleidungsstück passt? Und wie hängen mein Stoff und der Saum zusammen?

Endlich ist es da: Dein bestelltes neues Schnittmuster! Wir können es kaum erwarten mit dem Nähen zu beginnen. Der Streichelstoff liegt bereit, Stoffschere ist in der Hand und der erste Schnitt ist schon angesetzt. STOPP! War da nicht noch was? Der Saum! Wie war das noch gleich? Ach, der kommt erst ganz zum Schluss. Da können wir ja am Ende entscheiden, welchen Abschluss unser Kleidungsstück erhält. Aber ist das wirklich so?

Wann ist der perfekte Zeitpunkt, über den Saum nachzudenken?

Ganz klar: Bevor wir zuschneiden. Wenn wir uns entscheiden ein neues Oberteil, einen Rock, ein Kleid, eine Hose oder was auch immer zu nähen, sollten wir uns beim Zuschnitt schon Gedanken machen, wie wir das gute Stück abschließen bzw. säumen wollen. Je nach dem, müssen wir nämlich mehr oder weniger Stoff einplanen. Die Saumzugabe, also das Stück zwischen Saumlinie und Schnittkante, ist bei einem Rollsaum nur minimal, bei einem eingeschlagenen Saum oder sogar doppelt eingeschlagenem wesentlich größer.

Falls wir uns aber überhaupt noch nicht entscheiden mögen, dann schneiden wir die Saumzugabe lieber etwas großzügiger zu. Abschneiden geht immer. Rankleben wird schwierig. ;o)))

Der Saum im Schnittmuster

Grundsätzlich hängt der Saum von unserem Stoff und dem Schnittmuster ab. Schauen wir mal in die Anleitung unseres neuen Schnittes. Bei Röcken oder Kleidern finden wir meistens einen gerundeten Saum. Hosen, Shirts und Jacken haben oftmals einen Geraden.

Die Schnittersteller haben für das Kleidungsstück oftmals einen passenden Saum in der Beschreibung detailliert aufgeführt. Dieser ist mit der passenden Stoffauswahl des Schnittes abgestimmt, so dass man hier schon immer einen guten Anhaltspunkt hat. Gerade für Nähanfänger ist dies äußerst praktisch und empfehlenswert, zunächst diesen zu nähen. Wir sammeln Erfahrungen mit Stoffen und Säumen und lernen dadurch, welcher Saum bei welchem Schnitt und welcher Stoffart passt.

Haben wir den Schnitt schon einige Male genäht, möchten wir hier vielleicht auch einmal variieren können, um dem Projekt einen neuen Look zu verpassen. Doch nicht bei jedem Stoff kann man den Saum nach Belieben verändern. Wie man so schön sagt: Auf den Stoff kommt es an!

Das Saumband / Kleber – ganz ohne Nadeln

Nun gibt es Stoffe, bei denen wir auf das Nähen verzichten können oder möchten.

Ein Saum ohne Naht erhalten wir bei allen Stoffarten, die mit Dampf gebügelt werden können, durch ein Saumband. Der Kleber im Saumband löst sich durch Hitze. Je dicker der Stoff, desto breiter sollte das Saumband / Klebevlies sein und desto mehr sollten wir mit dem Bügeleisen Druck ausüben. Ist es einmal gebügelt, bekommt man es kaum noch entfernt. Wir müssen also sehr genau arbeiten. Eine schnelle und einfache Art, um z.B. Gardinen zu säumen.

Für den heißgeliebten Lederrock, der ohne Naht auskommen soll, kleben wir den Saum mit einem speziellen Lederkleber fest. Mit dem Bügeln sieht es da nämlich aufgrund der Beschaffenheit schlecht aus.

Ein kleiner Nachteil des Saumbandes oder Klebers ist die Dehnbarkeit. Die gibt es nämlich nicht. Und auch dies ist ein Aspekt, den wir bei der Wahl eines Saumes bedenken müssen: Wie dehnbar muss mein Saum beim Tragen UND beim Anziehen sein?

Wie dehnbar muss mein Saum sein?

Wir unterscheiden zwischen dehnbaren und nicht dehnbaren Stoffen. Zu den Undehnbaren zählen die Webstoffe, bei denen die Fäden von oben nach unten und von links nachrechts verlaufen. Lediglich diagonal lässt sich die Webware etwas dehnen. Ist der Stoff dehnbar, spricht man von Strickstoffen. Diese bestehen aus einer Reihe von ineinandergreifenden Schlingen.

Gerade, wenn es sich darum dreht, Kleidung zu nähen, kommen wir mit dehnbaren Stoffen in Berührung. Wenn der Halsausschnitt nicht variabel genug ist, passt der Kopf einfach nicht durch. Haben wir das Shirt endlich an, soll sich der Ausschnitt wieder schön an unseren Hals schmiegen. Auch der untere Saum an einem Oberteil sollte elastisch sein, damit wir es ohne Probleme überziehen können.

Ist der Stoff dehnbar, sollte es auch der Saum sein.

Auf die Stoffarten kommt es an

Schauen wir uns unser Material also einmal genauer an und machen uns vertraut mit deren Eigenschaften. Ist es ein dünner oder dicker, ein dehnbarer oder unelastischer Stoff, einer, der sehr ausfranst oder gar durchsichtig ist? Selbst bei den genannten Stoffen gibt es große Abweichungen untereinander. Am besten machen wir ein paar Probenähte auf einem Reststück unseres Originalstoffes, um zu erkennen, ob die Saumvariante, der Stich und die Umsetzung unseren Vorstellungen entsprechen. Gerade, wenn wir etwas Neues ausprobieren, was wir noch nie genäht haben, kommen wir um ein Testnähen nicht drumrum.

Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ein ausgewählter Saum nicht zu verschiedenen Stoffarten passt. Wir müssen nur die „Rahmenbedingungen“, wie Stich, Stichbreite, Stichlänge und Garnauswahl an unseren Stoff anpassen. Der Rollsaum ist da ein tolles Beispiel.

Rollsaum – wann er richtig toll passt

Das Kleidchen unserer Tochter, der Saum der Leggings oder unser neues Halstuch soll einen feminineren Touch bekommen. Ideal wäre es, wenn der Abschluss schnell zu nähen geht und das Kleidungsstück durch den Saum nicht noch extra beschwert wird. Na? Für welche Saumvariante würdest Du Dich entscheiden? Vielleicht für einen Rollsaum?

Der Rollsaum ist ein idealer Abschluss bei dehnbaren, leichten oder durchsichtigen Stoffen. Haben wir einen elastischen Jersey für unser Kleidungsstück, wirkt es durch einen Rollsaum viel verspielter. Passt somit perfekt für ein Kleidchen oder eine Leggings. Sowohl der gewellte Saum als auch die Wavenaht als Rollsaum geben unserem Abschluss einen dekorativen Charakter.

Wenden wir uns unserem wärmenden Halstuch zu. Vielleicht soll es aus Musselin oder Strickstoff sein. Auch dann können wir zum Rollsaum greifen. Der Stoff wird komplett vom Garn umschlossen, ein Ausfransen ist nicht möglich und es entsteht ein schmaler Saum.

Ideal ist diese Art von Saum auch für Webstoffe, die sehr leicht und dünn sind. Denken wir doch nur mal an Organza, Seide oder Satin. Hast Du diese schon einmal versucht mit einem eingeschlagenen Saum zu nähen? Das kann leicht die Lust an diesen Materialien nehmen, weil sie einem ständig verrutschen. Ist zudem der Stoff durchsichtig, könnte ein eingeschlagener Saum durchscheinen. Deshalb nehmen wir bei solchen schwer zu säumenden Stoffen gerne den Rollsaum.

Sieh Dir mal das Kleid mit dem doppelten Volant an. Dort haben wir für den unteren Stoff einen Tüll genommen und diesen mit einem einfachen, schlichten Rollsaum abgeschlossen. Da Tüll bekanntlich durchsichtig ist, würde ein anderer Saum viel zu sehr auftragen. Der Saum hält sich ganz im Hintergrund und gibt dem Kleid einen romantischen Stil. Bei dem darüberlegenden Rollsaum haben wir den Jersey während des Nähens gedehnt. Ich liebe es einfach!

Den Rollsaum können wir auch noch bei anderen Stoffen verwenden. Wenn wir einen Frotteestoff oder einen Wolljersey vor uns liegen haben, ist der Rollsaum eine einfache Art, damit dieser nicht fusselt und eine saubere Kante hat. Ein kleiner Tipp noch zum Nähen: Schlagt die Schnittkante mit einem wasserlöslichen Vlies (z.B. Avalon) ein und verwendet ein dickeres Garn im Obergreifer. So wird der Rollsaum schön gleichmäßig und das Vlies wascht Ihr danach einfach aus.

Wie Du einen tollen Rollsaum egal bei welcher Stoffart nähen kannst, erfährst Du ihn unserem Tutorial "Der Rollsaum auf der Overlock".

Uns würde interessieren, ob Du den Rollsaum schon einmal genäht hast oder warum noch nicht. Auf welche Probleme bist Du gestoßen? Hinterlass uns Deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren hier unter dem Beitrag.

Demnächst geht’s weiter mit dem Thema “Säume und Stoffarten”. Es gibt noch so einges zu berichten, denn wir haben ja noch so einge Säume.

Bis dann :o)))

Dein Courleys-Team

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Der Rollsaum auf der Overlock

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Besser nähen mit der Overlock Teil 1

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