Der Fadenlauf spielt beim Nähen eine entscheidende Rolle. Wofür wir ihn brauchen, wie wir mit ihm arbeiten, und was passiert, wenn Du ihn ignorierst, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Mein Start in den Courleys Kurs
Als Nähanfängerin bin ich derzeit fleißig dabei, mich Stück für Stück in die Welt der Stoffe, Garne – aber auch des fachlichen Vokabulars einzufinden. Immer wieder stolpere ich über Begriffe, die mir noch ganz fremd sind.
Ein bestimmtes Wort jedoch ist mir bereits zu Beginn meiner Nähreise mit Courleys zu Ohren gekommen und begegnet mir seither immer wieder: Der Fadenlauf. Den Fadenlauf habe ich bislang schlichtweg als richtungsweisende Linie auf einem Schnittmuster interpretiert – ohne weitere Bedeutung. Kennst Du diese günstig produzierten Kleidungsstücke, bei denen sich oftmals die Seitennaht der Hose auf das Schienbein dreht oder die Ärmelnaht plötzlich auf den Handrücken läuft? Genau das ist Thema im Fadenlauf!
Ich weiß inzwischen um seine große Relevanz in Hinblick auf das korrekte Zuschneiden von Stoffen und auf den Fall eines Kleidungsstückes. Worin genau seine Tragweite besteht und warum geschickt am Fadenlauf ausgerichtete Schnitteile das Nähen eines Projektes schlussendlich erfolgreich machen, war mir zuerst jedoch noch schleierhaft.
Deshalb habe ich kurzerhand beschlossen, ein wenig tiefer in die Materie einzusteigen und meine Wissenslücken mit dem Onlinekurs ‚Die Bedeutung des Fadenlaufes‘ von Courleys zu schließen.
Gesagt, getan! Beim Starten des Videos freue ich mich über das sympathische Gesicht von Dennis, der mich als Zuschauerin mit ruhiger Stimme und einem steten Lächeln auf den Lippen im Kurs willkommen heißt.
Sofort fühle ich mich Bestens aufgehoben und weiß schon jetzt: Dieser Kurs wird mir nicht nur fachlich weiterhelfen, sondern zusätzlich große Freude beim Anschauen bereiten. Wieder einmal stelle ich fest, wie wichtig neben der reinen Wissensvermittlung auch die zwischenmenschliche Ebene ist. Wir lernen schließlich so viel schneller, besser und erfolgreicher, wenn das Lernen Freude macht!
Zwei Gewerke, unzählige Möglichkeiten
Das Video startet mit den zwei grundlegenden Fragen: Was ist der Fadenlauf und was macht er überhaupt? Dabei lerne ich zunächst, dass grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Arten in Bezug auf Stoffe unterschieden wird: Der Webware und der Gestricke.
Gewebte Stoffe und der Fadenlauf
Dennis geht in seinem Kurs zunächst auf die Thematik des Fadenlaufes mit einem näheren Blick auf Webware ein und ich bin ihm beim Schauen des Kurses für die bildhafte Veranschaulichung am Schulwebrahmen dankbar. Zwei Begriffe, die im weiteren Verlauf des Videos eine wichtige Rolle spielen werden, kann ich auf diese Weise ganz einfach visualisieren: Der Kettfaden und der Schussfaden.
Die Kettfäden eines Stoffes verlaufen, wie im Webrahmen gut sichtbar, vertikal und bilden das Grundgerüst, um das sich die Schussfäden horizontal schlingen. Mit Hilfe eines Schiffchens führt Dennis den Schussfaden ober- und unterhalb der Kettfäden hindurch und schiebt sie anschließend mit einem Kämmchen an das bestehende Gewebe heran.
Durch die Zuhilfenahme des Schulwebrahmens verstehe ich auf Anhieb das Zusammenspiel von Kett- und Schussfäden. Ich lerne etwas über die verschiedenen Bindungen in Bezug auf Dehnbarkeit, Elastizität und den Fall eines fertigen Kleidungsstückes.
Werden nämlich die Schussfäden in regelmäßigen Abständen über und unter die Kettfäden hindurchgeführt, bilden sie in ihrer Gesamtheit eine so stabile Einheit, dass unser Stoff unelastisch ist und eine hohe Formstabilität aufweist. Diese Art der Verkettung nennt sich Leinwandbindung.
In Bezug auf Webware gibt es jedoch viele Variationen an unterschiedlichen Bindungsarten, die einen ganz individuellen Einfluss auf die Beschaffenheit von Stoffen nehmen.
Ein gutes Beispiel zur Verdeutlichung ist die Satinbindung. Diese ist wesentlich ungleichmäßiger gewoben als die Leinwandbindung. So wechseln sich drei oben liegende Kettfäden mit einem unten Liegenden im Gewebe ab. Durch diese wiederkehrend längeren Fadenabschnitte bilden sich glattere Flächen und der Stoff erhält einen sichtbaren Glanz. So ist bei Satinstoff nicht ausschließlich die Stoffart für die beeindruckend schillernde Optik verantwortlich – auch die Bindung trägt ihr Übriges bei.
Mit jeder Minute, die im Kurs vergeht, gewinne ich neue Erkenntnisse dazu. Ich ertappe mich dabei, gedanklich meinen Kleiderschrank zu durchforsten, um die darin befindlichen Stoffe näher in Augenschein zu nehmen.
Aus was für einem Stoff ist eigentlich mein Lieblingskleid gefertigt, das ich im Sommer so gern trage? Und wieso fällt der Stoff so schön luftig leicht, während andere Kleidungsstücke schwer wie Blei an meinem Körper herabhängen?
Fragen, die ich mir im bisherigen Verlauf meines Lebens nicht gestellt und mich stattdessen immer wieder über nicht sitzende Kleidungsstücke geärgert habe, die in der Folge weitestgehend ungetragen blieben. Nun eröffnet sich mir eine ganz neue Perspektive auf etwas, mit dem ich mich alltäglich beschäftige. Der großen und essenziellen Frage: Was ziehe ich an?!
Gestrickte Stoffe und der Fadenlauf
Das nächste Kapitel des Onlinekurses widmet sich den Gestricken und allen voran der Frage, inwieweit sich dieses Gewerk von der zuvor thematisierten Webware unterscheidet.
Von Dennis erfahre ich zunächst etwas über die Herstellung von gestrickten Stoffen. Im Gegensatz zur Webware, wird hier mit vielen Stricknadeln und in Schlaufen gelegten Maschen gearbeitet, die auf den Nadeln liegen. Ein einziger, fortlaufender Faden wird abgestrickt und über die Maschen aufgehangen.
Mit dieser Verbildlichung erklärt sich mir plötzlich ein Phänomen, das wir vermutlich alle kennen: Löst sich ein Faden aus unserem gestrickten Pullover heraus, riffelt sich nach und nach unser gesamtes Kleidungsstück auf, wenn wir an diesem Faden ziehen. Nicht weiter verwunderlich, sobald wir verstehen, dass dieser eine Faden das Grundgerüst unseres Strickpullovers bildet.
Unterkategorien der gestrickten Stoffe
Wie bei der Webware, lassen sich auch die Gestricke in verschiedene Unterkategorien einordnen und kommen in Form unterschiedlichster Stoffarten daher. Von Jersey bis Big Knit, von Waffelpiqué bis hin zu Sweat - die Vielfalt der gestrickten Stoffe ist groß. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass gestrickte Stoffe durch die Verkettung von Maschen eine höhere Elastizität aufweisen als Webware.
Dabei hat jeder gestrickte Stoff zusätzlich seine ganz individuellen Eigenschaften. So lerne ich von Dennis etwas über die Beschaffenheit von Jerseystoffen, die sich in ihrer rechten und linken Seite optisch eindeutig unterscheiden.
Werfe ich einen näheren Blick auf meinen Jersey, so wird auf der rechten Stoffseite eine Aneinanderreihung von Längsrillen erkennbar, die zahlreiche V-förmige Zwischenräume aufweist (Rechtes Gestrick), während auf der linken Stoffseite quer verlaufende Rillen (Linkes Gestrick) zu finden sind.
Schauen wir uns hingegen einen Big Knit Stoff eingehender an, wird auf den ersten Blick deutlich: Dieser Stoff hat eine vollkommen andere Beschaffenheit als Jersey. Die rechte und linke Seite sehen nahezu identisch aus, denn auf beiden Seiten wird gleichermaßen in rechten und linken Maschen gearbeitet.
Du wolltest schon immer einmal wissen, wie Big Knit am Besten verarbeitet wird? Dann wirf gern einen Blick in unseren Kurs, in dem wir einen kuscheligen Hoodie aus Big Knit nähen.
So vielfältig die Welt der zwei unterschiedlichen Gewerke auch sein mag, ergibt sich aus dem Kurs für mich folgende Quintessenz: Wir unterscheiden ganz grundsätzlich zwischen gewebten und gestrickten Stoffen.
Trotz dieser Unterscheidung haben wir bei allen Stoffarten eine Strick- oder Webkante und können alle Stoffe in verschiedene Richtungen zuschneiden – wir müssen lediglich bedenken, dass das Einsatzgebiet des Projektes in der Stoffeigenschaft beachtet bleiben sollte (dehnbar oder undehnbar).
Exkurse erweitern den Horizont - und führen zum Ziel
Für den Exkurs in die Welt der Stoffe bin ich Dennis mehr als dankbar. Ohne es im Vorfeld ahnen zu können, fühle ich mich nun, durch das kurze Verlassen des direkten Weges in Richtung ‚Fadenlauf‘ westlich besser auf das konkrete Kursthema vorbereitet. Bisher habe ich mir wenig Gedanken über die Beschaffenheit verschiedener Stoffe gemacht. Jetzt verstehe ich, wie wichtig dieses Hintergrundwissen in Bezug auf die Arbeit mit dem Fadenlauf, auf die Dehnbarkeit und die Undehnbarkeit, tatsächlich ist.
Einen Augenblick lang muss ich schmunzeln, als ich gedanklich ganz unwillkürlich eine Zeitreise zurück in die Fahrschule unternehme.
Auch hier habe ich zunächst etwas über Verkehrsregeln und die Wirkweise von Kupplung, Brems- und Gaspedal gelernt, bevor es an das eigentliche Vorhaben – das Fahren – ging. Eine Herangehensweise, die mir (und den anderen Verkehrsteilnehmern, wohlgemerkt!) keinesfalls geschadet hat.
Ich hätte mir allerdings schon damals einen so ruhigen, sympathischen und geduldig erklärenden Lehrer wie Dennis gewünscht. Wer weiß: Eventuell hätte ich dann lediglich einen statt der schändlichen drei Anläufe bis zur bestandenen Prüfung gebraucht.
So oder so, ich fühle mich mit meinem neu dazu gewonnen Wissen nun mehr als bereit, in die Thematik des Fadenlaufes einzutauchen. Ready, Set, Go!
Stoff ausrichten und Zuschneiden
Im nächsten Kapitel des Videos geht es ans Eingemachte und um die Fragen: Wie richte ich meinen Stoff aus, um ihn zuzuschneiden? Was müssen wir auf unserem Schnittmuster beachten? Wie ist unser Fadenlauf gekennzeichnet und wie bereiten wir unseren Stoff für den Zuschnitt vor?
Ganz schön viele Fragezeichen, die sich hoffentlich bald in Luft auflösen.
Die Entscheidung für den richtigen Stoff
Ein erfolgreich umgesetztes Nähprojekt beginnt schon mit der Auswahl des Stoffes. Hier gilt es, sich gute Bedingungen für den Zuschnitt zu schaffen. Aber was bedeutet das ganz konkret und worauf sollte geachtet werden?
Wichtig für die richtige Stoffauswahl ist zunächst die Frage: Was für ein Projekt möchte ich mit meinem Stoff nähen? Soll der Stoff eher flexibel und dehnbar sein oder eine hohe Formstabilität aufweisen? Suche ich nach einem einfarbigen Stoff oder etwas Bedrucktem? Bei bedruckten Stoffen gilt es, beim Vernähen Formgebungen und die Anordnung von Mustern zu beachten. Anker, die an einem Ärmel plötzlich auf dem Kopf herumstehen, können schließlich zum großen Ärgernis an unserem fertigen Projekt werden.
Fazit: Schon bei der Auswahl des Stoffes legen wir den Grundstein für unser Vorhaben! Die richtige Wahl des Stoffes kann schon mal einige Stunden dauern.
Wir bereiten unseren Stoff vor
Haben wir uns für einen Stoff entschieden, geht es mit der Vorbereitung weiter. Anhand einer bedruckten Baumwoll-Webware erklärt Dennis zunächst, wie wir unseren Stoff noch vor dem Zuschneiden optimal präparieren können, damit er uns auch nach dem Nähen in Form unseres fertigen Projekts Freude macht.
Ganz wichtig dabei ist ein zunächst recht banal erscheinender Schritt: Das Vorwaschen. Hintergrund dieses Vorgehens ist die Vermeidung eines späteren Einlaufens unseres fertigen Projektes, nachdem wir es zum ersten Mal in die Waschmaschine gegeben haben.
Auch in diesem Abschnitt profitiere ich als Zuschauerin von dem Erklärtalent, das Dennis an den Tag legt. Anstatt den Tipp der Vorwäsche als gegebene Tatsache stehen zu lassen und im Text weiterzugehen, verdeutlicht er auf bildhafte Art und Weise den Hintergrund des Vorwaschens: Durch den Wasserkontakt quellen die Fasern unseres Stoffes auf und ziehen sich nach dem Trocknen in eine neue Form zurück. Insbesondere vorbehandelte Stoffe, wie angerauter Sweat, können während dieses Prozesses um bis zu 10 Prozent einlaufen.
Stellen wir uns nun vor, eine fertig genähte Kuschelhose aus eben jenem Stoff läuft nach dem ersten Waschen derart stark ein, kann das bedeuten, dass unsere Hosenbeine nun viel zu kurz geraten sind. Das wäre mehr als schade um die Liebe und Energie, die wir in unser Projekt investiert haben.
Eine weitere Möglichkeit, unseren Stoff vor dem Zuschnitt optimal vorzubereiten, ist das auf die Vorwäsche und Trocknen folgende Bügeln.
Bei Stoffen, die dupliert (also doppelt auf Pappe aufgerollt) im Laden gekauft werden, ist dieser Schritt oft zwingend notwendig, um durch die Liegeart verursachte Falten aus dem Stoff zu entfernen. Durch das Bügeln erhalten wir einen maximal geraden und faltenfreien Stoff, der uns im späteren Verlauf unserer Projektumsetzung zugutekommt.
Ich bin Dennis für diese kleinen Tipps und Tricks enorm dankbar, da sie – das verstehe ich nun – große Auswirkungen auf die Projektumsetzung haben können.
Ran an den Stoff!
Im nächsten Kapitel des Kurses wird es spannend - Es geht an den Stoff und den Zuschnitt!
Ich freue mich auf Dich, wenn Du am Sonntag weiterlesen möchtest – ich brauche jetzt erstmal ein Glas Wasser.
Bis ganz bald, Deine Dawna





