Bluse auf der BERNINA L 850

Schicke Damenbluse für jeden Anlass

genäht mit der BERNINA L 850

In jeden Kleiderschrank einer Frau sollte sich vielleicht eine schlichte, schicke Bluse finden. Ob Frau die zur Jeans kombiniert, mit einem Gürtel, mit großer Schnalle, oder zu einem Bleistiftrock, oder einer schmalen Hose (wenn sie schmal ist), bleibt ja jeder Dame selbst überlassen, aber Blusen sehen immer gut aus und sind von sportlich bis elegant überall einsetzbar. Ich wäre eher so der Jeans/Gürtel-Typ.

Der für das Projekt gewählte Stoff ist eine mercerisierte, feine Baumwolle, sehr dicht und sehr leicht mit leichtem Stand. Vor allem ist er gut abgelagert, ich hab ihn in einem Stoffladen in der schönen Schweiz erworben, und fast möchte man meinen, er hätte auf genau diesen Einsatz als Bluse gewartet.

Nadeln

Nach dem Zuschnitt muss ich zunächst mal für den Stoff die richtige Nadel wählen. Da er so fein ist, entscheide ich mich für Microtex, und zwar für eine 70er sowohl in der Nähmaschine, meiner B780, als auch in der Overlock, der BERNINA L850. Nur nicht in der Cover, der L220. Ja, auch bei diesem Projekt habe ich die Coverstitch eingesetzt, und zwar außerordentlich decorativ. Dazu später mehr.

Ich entscheide mich also für 70er Microtex.

Die linke Nadel nehme ich aus der Overlock heraus, und lasse nur die rechte Nadel eingesetzt. Warum? Ich sehe sehr häufig, dass die Overlocknutzer, wenn es nicht gerade Rollsaum oder Flachnaht ist, Nadel-wechsel-faul sind. Wenn ich aber mit 2 Nadeln versäubere, einlagig, laufe ich immer Gefahr, dass mein Stoff zu fein ist, um das Garn beider Nadeln zu halten. Die Naht will sich zusammen schieben, was zum lockern der Spannungen führt und am Ende zu „schau da nicht genau hin, das liegt ja eh innen“.

So möchte ich meine Nähte nicht haben, die sollen schön sein. Zurück zur Frage – warum habe ich die linke Nadel raus genommen, und die rechte drinnen gelassen? Hier gibt es eine einfache Regel:

Ist der Stoff fest und dick, darf die Naht breit und der Stich lang sein. Beispiel Jeansverarbeitung, Canvas oder auch Möbelstoffe.

Ist der Stoff fein und leicht, darf die Naht schmal sein und der Stich kürzer. Beispiel Batist, Seide, oder eben mein feiner Baumwollstoff hier.

Klarsichtfuß

Bevor ich nun jedoch an meine BERNINA L850 gehe, muss ich erstmal die Fältchen an der Schulternaht nähen. Hier entschiede ich mich für das Füßchen Nr 34, weil ich durch den Klarsichtfuß genau sehen kann, wo meine Markierung der Nählinie ist. Ich will ja nicht zu weit und nicht zu kurz nähen, darum hab ich diese Linien mit dem Markierrädchen gerädelt.

Spannung

Danach geht es an die L850, und zunächst stelle ich erstmal meine Maschine ein. Da die linke Nadel nicht eingesetzt ist, hab ich da auch keine Spannung, fürs Bild hab ich die mal runter gedreht. Die rechte Nadel steht auf 4, beide Greifer auf 4,5.

Differential

Die dünnen Stoffe neigen dazu, sich nicht nur in der Naht selbst zusammen zuziehen (weil zB beide Nadeln eingesetzt sind), sondern sie ziehen sich auch gern auf der Länge zusammen. Darum kommen Microtexnadeln / dünne Stoffe einfach häufig mit dem unteren Differential einher, das heisst, die ganzen dünneren Stoffe gehen häufig in den Bereich unter 1.Dabei wird der Stoff schon zwischen Fuß und Transporteur leicht gedehnt, und man vermeidet so, dass der Stoff leicht gekräuselt unter dem Füßchen raus kommt. Ich führe allerdings meinen Stoff zusätzlich auf leichtem Zug, bzw eigentlich eher straff gehalten gerade durch die Maschine, damit allem gekräuselten direkt vorgebeugt wird.

Die Naht rechts auf dem Bild unten links ist mein erstes Ergebnis. Man sieht sehr schön, dass durch die schmalere Breite (Nadel rechts) weniger Greifergarn in die Naht darf, und die Spannungen der Greifer mit 4,5 immer noch ein kleines bisschen zu locker sind. Ich entscheide mich nun aber nicht für ein Erhöhen der Spannungen, sondern drehe einfach mein mtc (Micro Thread Control) ein wenig in den Minus-Bereich (Minus bedeutet weniger Greifergarn in der Naht), und ehe ich mich versehe, habe ich obige Naht links.

Nun kann ich mich dem Versäubern meiner Schulternähte widmen, und hier habe ich mal wieder bewiesen, vor allem weil ich soetwas so selten mache, dass nur weil ich nahezu alle Maschinen blind bediene, ich noch lange nicht perfekt nähen kann. Für die Frage, in welche Richtung die Falten gelegt werden, musste ich jemanden anrufen (mein Telefonjoker, wie Herr Jauch sagen würde) . Denn wenn die Nahtzugaben in die falsche Richtung genäht werden, kann es leicht passieren, dass alles total beulig wird, wenn man den Arm bewegt.
Und so durfte ich lernen– die Nahtzugaben der Falten werden im Schulterbereich Richtung Schulternaht gelegt und nicht Richtung Halsausschnitt. Sowas ist für mich wichtiges Nähwissen und zeigt ein weiteres Mal, dass wir alle immer noch täglich neues dazu lernen, egal wie gut wir eine Sache auch beherrschen. Vielen Dank, liebe Brigitta!

Schulternähte

Meine Faltentiefen liegen unten, ich starte vom Hals und nähe Richtung Schulter. Die Falten/Abnäher liegen so automatisch Richtung Schulter.

Nachdem ich nun wiederum mit meiner Nähmaschine und einem Geradstich die Schulternähte geschlossen habe, muss ich auch beim versäubern des Halsausschnittes und auch des Armloches auf ein richtiges Liegen der Nahtzugaben achten. Die Nahtzugabe wird ins Vorderteil gelegt, wegen der Falten aber nicht festgesteppt. Ergo muss sowohl am Armausschnitt, als auch am Hals die Nahtzugabe der Schulter nach vorn zeigen. Ist diese verdreht, sieht man das durch einen Knüdel, wie wir Norddeutschen sagen.

Belege

Danach widme ich mich den Belegen. Diese werden mit Vlieseline bebügelt, und dann natürlich verstärkt versäubert, nachdem sie abgekühlt sind.

Beim Annähen der Belege mit der Nähmaschine merke ich mal wieder, wie herrlich ein großer Durchlass ist. Selbst wenn der Stoff nur wenig ist, ist der Platz super nützlich ;o)) Zuerst habe ich beide Vorderteilbelege und den Rückenteilbeleg verbunden, und dann in einem Rutsch von vorn unten rechts über den Hals nach vorn unten links die Belege angesteppt.

Nachdem die Belege dran sind, wird er komplett nach innen umgeschlagen und gebügelt und muss nun befestigt werden.

Und genau hier kommt die Cover L220 ins Spiel.

Kettstich mit der Cover

Normalerweise benötigt man eigentlich für Webware eine Cover kaum. Der untere Saum wird ja ebenfalls versäubert und dann einfach umgeschlagen und mit der Nähmaschine festgesteppt. Dasselbe könnte ich mit dem Beleg auch tun, aber dann habe ich eine „einfache“ Geradstichnaht auf dem Vorderteil. Ich hätte aber bitte lieber etwas dekorativeres, darum entscheide ich mich für den Kettstich. Als Kettstich, auch Chainstitch genannt, bezeichnet man eine Covernaht mit nur einer Nadel. Die L220 hat ja im Sonderzubehör den Kettenstichfuß, den nutze ich mit der Nadel links.

Beim covern kann ich nun aber keine Microtexnadel mehr nutzen. Die L220 benötigt für ein sauberes Nahtbild zwingend die Overlock Serger Elx705. Hier im Bild sieht man die Nadeln neben dem fertigen Kettstich.

Beim Kettstich ist wichtig, die Nadelspannung, relativ mittig zu haben, aber der Greifer muss erhöht sein, wobei die Frage, wieviel erhöht, natürlich auch am Garn liegt. Ich habe hier ein Madeira Decora Nr 12 genutzt, dafür stand mein Greifer auf L.

Fakeknopfleiste

Zurück zu meiner Bluse muss ich mich nun für Knöpfe entscheiden. Den unteren Teil der Bluse habe ich geschlossen, es soll nur eine Fake-Knopfleiste sein.

Variante 2 gefällt mir am Besten – nicht zu langweilig, und die Knöpfe nicht zu groß. Hier in den Detailbildern sieht man auch nochmal schön, wie der Kettstich neben den Knöpfen so toll zur Geltung kommt.

Am Ende noch schnell die Säume an den Armen und am Bund, und fertig ist meine Bluse.

Ich freue mich total über mein neues Lieblingsstück, viel Spaß beim nachmachen

Eure Manu

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